Die Einöde ist unvorstellbar.
Riesige steinerne Hänge, kahl und staubig, verlassene Steinbrüche, aufgewühlte Wege, umherliegender Schotter, Unkraut.
Abgeholzte Wälder ringsherum.
Verbrannte, vom Superphosphat weißgefärbte Erde.
Ausgetrocknete Brunnen.
Verlassene Ställe, eingefallene Scheunen, leerstehende Wirtschaftsgebäude. Mit Brettern vernagelte Fenster in den Häusern.
In zwei Meter hohem Distelgestrüpp versunkene Bauernhöfe mit verfallenen Steinmauern.
Unter den Bäumen – der faulige Geruch von halbverrottetem Fallobst. Ein hinkender Hund drückt sich an den Zaun und wartet, dass wir vorübergehen.
Staubwolken, Fliegen, verdorrte Weiden, weit und breit kein Mensch. Im ausgetrockneten Flussbett treiben sich alte Autoreifen herum, kaputte Plastikkanister, ein demolierter Kinderwagen, entrindete Baumäste – weiß wie Knochen, die schon seit der Sintflut hier liegen.
Zwischen den Autoreifen und den zerschlagenen Töpfen taumeln ganz verstört, wie von der Sonne gestochen und mit völlig irrem Blick Gänse umher, stolpern über den Unrat und über ihre Erinnerung an Wasser. Unbeweglich stehen Esel da, bis an die Knie im Dreck versackt. Durch die leere Türöffnung der Dorfbäckerei kann man die auf dem Ladentisch sprießenden Mirabellenbäumchen sehen.
Eine wildernde Katze huscht an uns vorbei.
Das Vorhängeschloss des einzigen Ladens hier ist mit fünfzehnjährigem Rost überzogen.
Das Dörfchen liegt zig und aber zig Kilometer von der nächsten Stadt entfernt, verbannt in diese Hölle, abgeschnitten von aller Welt. Brot, Milch, Wurst, Zeitungen – all das kommt zweimal im Monat mit einem Holzgas-Auto.
Drückende Schwüle liegt über dem verödetem Dorf, nur zwei, drei alte Mütterchen sitzen vor den Steinmauern und werkeln. Sie fädeln ein und fädeln aus, sie wickeln auf und wickeln ab, ihre Hände stehen nicht still.
Ihr ganzes Leben haben sie nicht stillgestanden, sie können einfach nicht innehalten.
Zwischen den zerfressenen Holzmasten hängen zerfetzte elektrische Drähte. Auf den Dächern der Häuser wachsen Sonnenblumen.
Die Sonne schüttet ihre Glut herab.
Nichts bewegt sich, kein Windhauch geht, weder Mensch noch Teufel sind in diesem mitten in der Steinwüste eingeschlossenen Dörfchen anzutreffen.
Vor der verriegelten Bürgermeisterei steht über den ganzen Zaun in großen halbverwaschenen roten Buchstaben: „Ami go home!“
Übersetzt von Mechthild Schäfer